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Inklusion und Herausforderungen: Ein Blick auf die Zukunft der Betreuung von Menschen mit starken Verhaltensauffälligkeiten

29. Mai 2024

Inklusion und Herausforderungen: Ein Blick auf die Zukunft der Betreuung von Menschen mit starken Verhaltensauffälligkeiten
Inklusion und Herausforderungen: Ein Blick auf die Zukunft der Betreuung von Menschen mit starken Verhaltensauffälligkeiten

Dr. Rolf Schmachtenberg besucht die Lebenshilfe Aachen

Eine Gruppe von Expert*innen versammelte sich kürzlich zu einer wichtigen Diskussion über die aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Perspektiven in der Betreuung von Menschen mit starken Verhaltensauffälligkeiten. 

Die Veranstaltung, die von der Lebenshilfe Aachen e. V. organisiert wurde, brachte Leitungskräfte aus dem Verein Lebenshilfe Aachen zusammen mit Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Ursula Schmidt, Bundesvorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. und Sonja Howe, Geschäftsführerin von Autismus Aachen.

Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Organisationen wie die Lebenshilfe Aachen den individuellen Bedürfnissen dieser Menschen gerecht werden können. Gerhard Bach, 1. Vorsitzender des Lebenshilfe Aachen e.V., betonte, dass die Wahrheit im Einzelfall liege. Wie kann man diesen Menschen ein für sie annähernd zufriedenstellendes Umfeld bieten, aber auch gleichzeitig die Bedürfnisse der Mitbewohner*innen und Mitarbeitenden im Blick behalten. Franz-Josef Quarten schilderte die Situation aus seiner Sicht als Bewohner von Haus Siegel.

Ein zentrales Thema war die Versorgungslücke, die durch lange Wartelisten für entsprechende Wohnprojekte verdeutlicht wird. Es gibt viel zu wenig passende Angebote, weiß auch Simone Koslowski von Autismus Aachen. Laut Barbara Krüger, Geschäftsführerin Lebenshilfe Aachen e. V., sind dies die zentralen Herausforderungen, für die es Lösungen zu finden gilt
Frank Marx, Leiter des Ambulant Betreuten Wohnens beim Verein Lebenshilfe Aachen, stellte ein kleines innovatives Wohnprojekt vor, das eine 24/7-Betreuung mit einem 1-zu-1-Betreuuengsschlüssel bietet. Er betonte jedoch die Schwierigkeiten bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum und qualifiziertem Personal.
Generell fehlt für Rollstuhlfahrer*innen barrierefreier Wohnraum, so Max Haberland, 2. Vorsitzender beim Lebenshilfe Aachen e. V.

Die Diskussion beleuchtete auch die Notwendigkeit, mehr inklusive Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Norbert Zimmermann, Geschäftsführer der Lebenshilfe Werkstätten & Service GmbH, betonte die Bedeutung differenzierter Arbeitsangebote, die über die Werkstätten personenzentriert ermittelt und organisiert werden und somit zu einem inklusiven Arbeitsmarkt beitragen.

Interessant war auch die unterschiedliche Definition von „Arbeit“. Das Bundesland NRW geht hier mit den Werkstätten einen eigenen Weg, so Dr. Schmachtenberg. Für Norbert Zimmermann sichert das Werkstattsystem die Teilhabe am Arbeitsleben. Ulla Schmidt betonte, dass jeder Mensch mit einer Beeinträchtigung laut UN Behindertenrechtskonvention einen Rechtsanspruch hat, in die Arbeitswelt integriert zu werden. Jede*r ist Teil des wertschöpfenden Prozesses.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales arbeitet an einem Aktionsplan, um den Übergang von Menschen mit Behinderungen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern. Wichtig ist hierbei der rentenrechtliche Nachteilsausgleich für Werkstattbeschäftigte auf das Budget für Arbeit, so Ursula Schmidt.
Die größte Hürde bei allem, sei jedoch die Finanzierung.

Es wurde deutlich, dass ein Umdenken und die Entwicklung neuer Konzepte unerlässlich sind. Simone Koslowski betonte die Notwendigkeit eines anderen Umgangs mit diesem Thema.
Die Diskussion endete mit dem Dank von Barbara Krüger, an alle Teilnehmer*innen für ihre Zeit und ihre Beiträge zur Identifizierung von Fragen, Nöten und Herausforderungen.
In einer Zeit, in der die Bedürfnisse von Menschen mit starken Verhaltensauffälligkeiten von der Öffentlichkeit oft nicht hinreichend verstanden werden, bleibt die Veranstaltung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft. Am Ende der Diskussion blieb eine entscheidende Frage: Wie können wir sicherstellen, dass niemand in unserer Gesellschaft zurückgelassen wird? Die Antwort darauf erfordert nicht nur engagierte Diskussionen wie diese, sondern auch konkrete Maßnahmen der Politik und gemeinsame Anstrengungen, um eine bessere Zukunft für alle zu gestalten.